Impulse

27.01.2021

Ich brauche Gott
von Manfred Kiel, Vikar

Ein halbes Auge offen. „Hm“, brummle ich aus meinem zerknautschten Gesicht. Es ist Zeit, aufzustehen. Die Motivation dafür muss ich noch finden. Ich schlurfe zur Kaffeemaschine. Momente später: Der Kaffee dampft aus der Tasse. Ich sitze am Tisch und starre in den schwarzen Wintermorgen. So fühlt sich der Morgen nach einer Feier an. Nur war ich auf keiner Feier. Schon lange nicht mehr.

Es begann zu Weihnachten. Da war ich leer wie die Krippe in Bethlehem. Der lange Marsch der Pandemie zehrt an meinen Kräften – an unser allen Kräften. In der vergangenen Zeit war ich motiviert. Ich war besonnen. Ich war vernünftig. Dann habe ich die Contenance verloren. Ich habe mich angelegt. Ich war unvernünftig.
Coronafälle im Freundeskreis, der Familie und in der Gemeinde. Täglich Menschen ohne Maske oder diese Nasennudisten … Eine Maske nur halb zu tragen, bringt so viel, wie sie nicht zu tragen. Menschen schieben sich immer noch Schals und Tücher über das Gesicht – das ist so 2020. Die Mischung aus Verweigerung und Unbedarftheit mancher mit den Sorgen und Ängsten Betroffener fällt mir schwer.
Ich habe wieder angefangen, die Bibel zu lesen. Nicht als Vorbereitung für einen Gottesdienst. Nicht für dieses Geleitwort. Ich suche keine Antworten auf Lebensfragen. Ich lese einfach nur für mich – ganz egoistisch. Ich brauche Gott. Es tut mir gut, die biblischen Geschichten zu lesen. Zwischendrin immer mal anhalten und die Gedanken nach oben schicken.
Sorgen, zweifeln, brummeln, starren, zerknautschen und schlurfen bringe ich Gott. Gott füllt die Leere und legt Jesus hinein.

Ich wünsche Ihnen für 2021 Gottes Segen. Für Ihre ganz eigenen Wege mit Gott. Nur für sich. Ganz egoistisch. Dazu segne Sie Gott Vater, Sohn und Heilige Geistkraft.

Ihr Manfred Kiel, Vikar

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